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Auswahl aus der OSTRALE Biennale O21 "Atemwende"

Eine frische Auswahl aus dem Material der OSTRALE Biennale O21 Ausstellung zeitgenössischer Künste in Dresden wird vom 19. März bis zum 22. Mai in den Ausstellungsräumen des art quarter budapest präsentiert, die den gesamten Gebäudekomplex von aqb 'bewohnt': neben dem größeren und dem kleineren Galerieraum (aqb Project Space und aqb AiR Room) wird auch das große Raumklangstudio auf dem Gelände als gelegentlicher Veranstaltungsort für Performances und Installationen genutzt. Die Ausstellung umfasst zudem zwei Kunstcontainer (Werke von Anna Fabricius und dem Kolxoz Kollektiv), die im Rahmen des Artist-in-Residence-Programms in Dresden im letzten Sommer entstanden sind.

Die neueste Ausgabe der OSTRALE entstand aus einem Open Call für KünstlerInnen, begleitet von einer internationalen kuratorischen Zusammenarbeit, die sich auf das vielschichtige Dilemma des Wachstums im Kontext der visuellen Kunst konzentriert. Diese groß angelegte Ausstellung fand im Sommer und Herbst 2021 statt und umfasste mehr als 130 ausstellende KünstlerInnen. Ihr unkonventioneller Hauptveranstaltungsort war die für die Biennale provisorisch revitalisierte Robotron-Kantine, ein emblematisches Gebäude, das an die DDR-Zeit erinnert und sich fast im barocken Zentrum der Stadt befindet. Der kollektive Titel der Ausstellung, auf den sich die KuratorInnen schließlich einigten, lautete Atemwende/Breathturn und thematisierte die lose in Sektionen angeordneten Kunstwerke mit seinen poetischen und fast unausweichlichen Untertönen. Die Zusammenarbeit der kroatischen, litauischen und ungarischen KuratorInnen und der (ost)deutsche Standort führten zu einem spannenden Zusammenspiel von Kunstszenen und Positionen. Ein zeitgenössisches Kunstereignis, das das Wort „Ost" in seinem Namen trägt, hat natürlich geopolitische Bedeutung und reflektiert über die Dilemmata der Gegenwart hinaus definitiv die postkommunistische historische Erfahrung des ehemaligen Ostblocks.

Diese Kooperation wurde im Rahmen des Projekts Flowing Connections (kofinanziert durch das Creative Europe Program der Europäischen Union) ermöglicht, das neben der kuratorischen Zusammenarbeit zwischen den Partnern aus den vier Ländern auch das Artist in Residence-Programm in Dresden im Jahr 2021 umfasste und im Herbst 2022 mit einer Ausstellung aus dem Material der OSTRALE Biennale O21 in Litauen, in der Europäischen Kulturhauptstadt 2022 Kaunas und einem Seminar zum postindustriellen Kulturerbe in Split, Kroatien, fortgesetzt wird.

Die Ausstellung bei aqb trägt den Titel "Sind Sie sicher, dass Sie weg wollen?" Wir fragen uns: Was passiert nach der symbolischen und tatsächlichen Atemwende? Mit der Formulierung eines undefinierten und vielleicht unlösbaren Dilemmas, der Artikulation oder, wenn Sie so wollen, der Überwindung von Unsicherheit, schafft der neue Titel eine gemeinsame Basis für die Werke. Er verweist auf die Emigration, auf das symbolische Aufgeben. Die Ausstellung umfasst auch Werke einer Reihe von KünstlerInnen, die ihr Debüt in Ungarn geben. Sie erzählen lokale und regionale, persönliche und allgemeine Geschichten von lauten oder leisen Konflikten, von Tieren und Menschen, von Macht und Werten - meist mit ironischer Moral. In einer Polyphonie der Stimmen und mit Ernsthaftigkeit zeigt die Ausstellung die poetische und alltägliche Natur der künstlerischen Tätigkeit, die Heroisierung der Arbeit, aber auch die satirische Verspottung eben dieses Heroismus, ob er nun ein Merkmal des vergangenen oder des aktuellen Managerkapitalismus ist.

Als die Ausstellung ihren an das Video von Petra MRŠA angelehnten Titel erhielt, schien das, was inzwischen erschreckende Realität geworden ist – nämlich dass die schockierenden Kriegsereignisse heute zum Alltag in der Ukraine gehören –, noch in weiter Ferne zu liegen. In der Auswahl der KünstlerInnen aus 15 Ländern sind zwei Ukrainer vertreten. Nikita Kadans Gazelka ist eine Fahne, die aus dem Blech eines von Granatsplittern durchlöcherten Lastwagens in der Donbass-Region gefertigt wurde, und verkörpert damit die Idee der Revolte der Dinge. Larion Lozovoys Video (The Machine and the Garden) verwendet Landschaftsaufnahmen aus einer Reihe von Propagandafilmen über die sowjetische Kollektivierung, um die scheinbar unschuldige Beziehung zwischen der Natur und den Helden der Filme zu entlarven.

Sowohl als Kunstinstitution, die sich auf den internationalen Dialog konzentriert, als auch als Gemeinschaft verurteilt aqb die militärische Aggression und die Invasion der Ukraine aufs Schärfste. Wir stehen in Solidarität mit den Menschen, die unter dem Krieg leiden.

SIND SIE SICHER, DASS SIE WEG WOLLEN?
Auswahl aus der OSTRALE Biennale O21 "Atemwende"
Eröffnung: 19.03.2022 Samstag 18 Uhr
Eröffnungsrede: Zsolt Miklósvölgyi, Chefredakteur des Magazins Artportal
Zu sehen von 20.03.2022 bis 22.05.2022
Ort: art quarter budapest, Nagytétényi út 48-50., 1222 Budapest, Ungarn
Kurator: Krisztián Kukla
Kuratorenteam für OSTRALE Biennale O21:
Nataša Bodrožić, Ivana Meštrov, Patricija Gilytė, Krisztián Kukla

Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen | Dienstag: 14:00 - 18:00 | Mittwoch: 14:00 - 18:00 | Donnerstag: 14:00 - 20:00
Feitag: 14:00 - 18:00 | Samstag: 12:00 - 16:00 | Sonntag: geschlossen | Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos.

Ausstellende KünstlerInnen

Seçkin Aydin (TR), Viktor Brim (DE), Janos Brückner (HU), Gaby Burckhardt (DE), Daniel Burkhardt (DE), Nadja Buttendorf (DE), Mauro Cuppone (IT),  Abdoul-Ganiou Dermani (TG-DE), Tibor Dieters (NL), Alexei Dmitriev (RU), Anna Fabricius (HU), Zsolt Ferenczy (HU), Michael Heindl (AT), Yuki Jungesblut (DE), Nikita Kadan (UA), Neža Knez (SI), KOLXOZ (Maxim Polyakov, Anton Polyakov & Viktor Vejvoda, MD & CZ), Glorija Lizde (HR), Larion Lozovoy (UA), Dean Maassen (DE), studio ASYNCHROME (Marleen Leitner & Michael Schitnig, AT), Petra Mrša (HR), Sali Muller (LU), Csaba Nemes (HU), Andrea Palašti (RS), Predrag Pavić (HR), Ghenadie Popescu (MD), Marko Rodics (HU), Farid Rasulov (AZ), Sandra Rosenstiel (DE), Goran Škofić (HR), Lana Stojićević (HR), Stipan Tadić (HR),  Kamen Stoyanov (BU), Attila Szabó (HU), Hajnal Szolga (HU), József Szolnoki (HU), Arturas Valiauga (LT), Philipp Valenta (DE), Vangjush Vellahu (AL), Xueying Wang (GB), Yinglin Zhou (CN)

Video-Installation, Filmvorführungen: Ana Hušman (HR), Endre Koronczy (HU), Kamen Stoyanov (BU)
Klanginstallation: Sarvenaz Mostofey (IR)
Performance: Marko Gutić Mižimakov (HR)

Partner und Sponsoren

OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst Dresden (Deutschland), Kaunas 2022 (Litauen), slobodne veze (Kroatien), Budapest Brand, Goethe Institut Budapest, Nemzeti Kulturális Alap, Österreichisches Kulturforum Budapest. Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojekts Flowing Connections, das vom Programm Creative Europe der Europäischen Union kofinanziert wird.