Zur Situation der OSTRALE Biennale in der Kulturhauptstadt Dresden Während der Bewerbung Dresdens als Europäische Kulturhauptstadt
Im Stadtratsbeschluss vom November 2016 wurde die Stadtverwaltung Dresden aufgefordert, ein Konzept zum Erhalt der Ostrale in ihrem bewährten Domizil, den ehemaligen Futterställen im Ostragehege zu erstellen. Der Beschluss umfasst die Sanierung der Futterställe und die Definition eines Interimsstandortes für die Zeit der Sanierung. Auf dieser Grundlage hat die städtische STESAD, die die Flächen im Auftrag der ebenfalls städtischen Grundstückseigentümerin DGI verwaltet, für die Sanierung eine Kostenschätzung über 13,5 Mio. Euro brutto erstellt. Der Ostrale.freunde e.V. hat den Oberbürgermeister bereits mit Schreiben vom 20.12.2017 auf kostengünstigere Varianten hingewiesen.
Am 14.2.2018 erhielt die OSTRALE Biennale von der STESAD eine Aufforderung zur Räumung der im Außenbereich vom Verein geschaffenen Bauten, nämlich des Kassenhauses, der holzskulpturalen Wiesenrampe sowie der Wohnhäuschen für die „Artists in Residence". Ebenso umfasst die Aufforderung die Räumung der Heuböden. Hier lagern derzeit eben jene Kunstwerke vor allem von dresdner und sächsischen Künstlern, die die OSTRALE Biennale in Kürze in der europäischen Kulturhauptstadt Valletta 2018 zeigen wird. Die OSTRALE Biennale ist von der Europäischen Kulturhauptstadt Valletta/Malta 2018 beauftragt, den wesentlichen Umfang der Präsentationen zeitgenössischer Kunst zu gestalten.
Am 21.2. wurde der OSTRALE im Dresdner Kulturrathaus mündlich angeboten, als Interimsstandort für 2019 die Messe Dresden für zwei Monate zu mieten. Nach einer eventuellen Sanierung des sog. „Schweinedoms" könne sie diesen später neben anderen Nutzern alle zwei Jahre für vier Monate mieten. Die genannten Zeiträume verstehen sich inklusive Auf- und Abbau. Eine künftige Nutzung der Futterställe hingegen sei ausgeschlossen. Dies steht im Gegensatz zum Inhalt des o.g. Stadtratsbeschlusses.
Die Messe würde – nach aktueller Buchungslage – vom 29. Juni bis 31. August 2019 zur Verfügung stehen. Ein Kostenangebot steht noch aus, zu erwarten sind nach Einschätzung der OSTRALE Biennale deutlich höhere Kosten als bisher (zusätzliche Miete, Technik, Nebenkosten). Die in Aussicht gestellte Dauer von acht Wochen für Aufbau, Durchführung und Abbau würde die Dauer der OSTRALE Biennale deutlich verkürzen. Ebenso ist sie keine Kunstmesse, schon die Ausstellung würde im Ambiente der Messe Dresden nur eingeschränkt funktionieren.
Der „Schweinedom" ist beträchtlich kleiner als die Futterställe und würde der OSTRALE Biennale zudem wie auch die Messe keine Möglichkeit zur Umsetzung ihres ganzheitlichen, ganzjährigen Konzeptes bieten: Denn die OSTRALE Biennale ist nicht nur eine temporäre Kunstausstellung. Sie ist darüber hinaus auch eine Plattform für kulturpolitische Bildungsprogramme, Artists in Residence und Ateliers. Die Förderung der OSTRALE durch EU, Landesdirektion Sachsen und Stadt bezieht sich nicht nur auf die Ausstellung, sondern auch auf die anderen genannten Bestandteile. Diese sind damit existenziell auch für das Stattfinden der Kunstausstellung. Zudem sind Werkstätten und Lager als logistische Basis unabkömmlich.
Darüber hinaus ist auch die Frage der Finanzierung der OSTRALE Biennale weiterhin ungeklärt, unter anderem, da die institutionelle Förderung durch die Stadt Dresden nicht auch durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mitgetragen wird. Die erhaltene Förderung ist noch immer deutlich geringer, als es eine Veranstaltung dieser Größenordnung erfordert, zumal sie die Basisfinanzierung der Veranstaltung bis heute nur zu 1/3 abdeckt.
Fragen an die Stadt nach Erhöhung der institutionellen Förderung auf einen Minimalbetrag von 220.000 Euro blieben bislang ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob für das Jahr 2018 überhaupt mit einer Förderung zur Vorbereitung der internationalen Ausstellung zeitgenössischer Künste in 2019 zu rechnen ist. Der Vergleich mit den weit höheren Fördergeldern für Dritte soll an dieser Stelle nur angeregt werden. Erste private Sponsoren, die bislang maßgeblich zum Bestand der internationalen Ausstellung zeitgenössischer Kunst beigetragen haben, drohen zudem, sich zurückzuziehen, da sie eine angemessene Unterstützung durch die Öffentliche Hand vermissen und mangels Planbarkeit die weitere Entwicklung der OSTRALE Biennale als gefährdet ansehen.
Im Übrigen hat die OSTRALE Biennale immer darauf hingewiesen, dass die Sanierung der Futterställe (ebenso wie eine evtl. Nutzung der Messe) erhebliche Mehrkosten mit sich bringen würde, die sie ohne eine entsprechende Anpassung der Förderhöhe keinesfalls tragen kann.
Aufgrund der genannten Unsicherheiten und der Notwendigkeit langfristiger Planungen sieht sich die OSTRALE Biennale im zwölften Jahr ihres Bestehens mehr denn je in ihrer Existenz bedroht.
Die OSTRALE Biennale als größte temporäre sächsische Ausstellung zeitgenössischer Künste bittet Stadt und Freistaat Sachsen um klare Planbarkeit auf Basis verlässlicher Angaben zur Kontinuität und Steigerung der institutionellen Förderung und deren Anpassung an zu erwartende Mietkostensteigerungen. Ebenso erwartet die OSTRALE Biennale von der Stadtverwaltung die Einhaltung des Stadtratsbeschlusses hinsichtlich eines Interimsstandortes und der Sanierung der Futterställe so, dass die Zukunft der OSTRALE Biennale gesichert werden kann.
Die OSTRALE Biennale setzt vorerst entsprechend des o.g. Stadtratsbeschlusses ihre Arbeit fort und präsentiert in Kürze Dresden und Sachsen maßgeblich in der derzeitigen Europäischen Kulturhauptstadt Valletta. Außerdem beginnen auf dem OSTRALE-Gelände die Vorbereitungen für das kulturpolitische Bildungsprogramm und die „Artists in Residence" im diesjährigen Sommer.
Die OSTRALE Biennale bittet um Verständnis dafür, dass sie der seitens einer städtischen Gesellschaft im Widerspruch zum Stadtratsbeschluss aus November 2016 ausgesprochenen Aufforderung zur Räumung zum 16.3. nicht nachkommen wird und demnach auch nicht vom Verein an den Futterställen Geschaffenes abreißen wird.
Die OSTRALE Biennale bittet die Verantwortlichen in Stadt und Freistaat Sachsen darum, sich auch angesichts der Bewerbung der Landeshauptstadt Dresden als Europäische Kulturhauptstadt und des großen Beitrags, den die OSTRALE dazu leisten kann, für die Zukunftssicherung der Veranstaltung einzusetzen. Andernfalls wird die OSTRALE nicht zu halten sein.
Andrea Hilger
Vorstandsvorsitzende